Weihnachten geht ans Herz
Kinder sind vorfreudig gespannt. Kribbelig. Sie freuen sich aufs Christkind, auf die Geschenke. Erwachsene wünschen sich, diese kindliche Vorfreude ebenfalls wieder zu empfinden, aber so ganz gelingt das natürlich nicht mehr.
Und da gibt es ganz viele, für die Weihnachten nicht mehr das ist, was es mal war. Weil ein lieber Mensch fehlt. Ein Mensch, der im vergangenen Jahr gestorben ist. Ein Mensch, der vor längerer Zeit gestorben ist. Ein Mensch, der vielleicht sogar an Weihnachten gestorben ist. Ein Mensch, der sich zurückgezogen hat. Diese Menschen fehlen an Weihnachten ganz besonders. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Man kann sich einreden, diese Weihnachtstage seien Tage wie alle anderen auch. Sind sie nicht. Und irgendwie ist es doch auch schön, dass diese fehlenden Menschen gerade an Weihnachten wieder so viel Präsenz einnehmen. Weil - Weihnachten geht ans Herz. Und bei diesen Menschen, die man so schmerzlich vermisst, handelt es sich um Herzensmenschen.
Das Trauern um einen anderen Menschen ist sehr individuell. Einigen gelingt es, mit viel Vertrauen vorwärts zu schauen. Sie richten sich ihr Leben neu ein. Nehmen neue Menschen in ihren Fokus. Ja, brechen vielleicht sogar mit dem alten Leben, um den Schmerz zu lindern. Wieder andere tun sich schwerer. Vermissen den anderen Menschen schmerzlich, haben ihm einen speziellen Platz im eigenen Leben eingeräumt und vermissen diese andere Person umso mehr. Ja, Trauern ist einfach individuell. Und ja, Weihnachten geht ans Herz.
Aber - wer Herz hat, der liebt. Und wer liebt, der vermisst. Und wer vermisst, der ist lebendig, aus Haut und Haaren, ehrlich, loyal, treu. Das schmerzt, aber das ist ein Zeichen von wunderbarer Menschlichkeit mit unendlicher Herzverbindung. Wunderschön!
Woher komme ich und wer sind meine Wegbegleiter?
Egal, wie viele Lebensjahre du zum heutigen Zeitpunkt auf dem Buckel hast: Es lohnt sich immer wieder, Rückschau zu halten. Rückschau dahin, wo man herkommt. Wo ist man aufgewachsen? Wie ist man aufgewachsen? Mit wem ist man aufgewachsen? Und wer sind die wirklichen Wegbegleiter im Leben?
Natürlich verändert sich das Leben
stetig. Menschen gehen, Menschen kommen. Lebensmittelpunkte verschieben sich.
Berufe und Berufsumfelder verändern sich. Man verändert sich selbst. Und doch
gibt es diese treuen Wegbegleiter, die bleiben. Mit denen man schier lückenlos
dort anknüpfen kann, wo man beim letzten Mal aufgehört hat.
Wie so oft im Leben reizt auch in Bezug
auf Beziehungen zu anderen Menschen sehr
oft das Neue. Neu ist spannend, aufregend. Neu ist neu. Nicht selten kommt es
vor, dass neu gefühlt besser als alt ist. Warum eigentlich? Sind es nicht
vielmehr die bewährten Begleiter, die ein Leben zu dem machen, was es heute
ist? Auf dem persönlichen Lebensweg kommen immer wieder neue Menschen dazu. Man
wechselt den Job, man besucht eine Weiterbildung, man zieht um. Man heiratet
und gewinnt einen neuen Freundeskreis dazu. Doch sind das Gründe dafür, die
beständigen Begleiter bei Seite zu stellen? Ihnen das Antlitz der
Langweiligkeit zu erteilen?
Es lohnt sich immer wieder, in den
Büchern zurückzublättern und zu überdenken, wie diese langjährigen Wegbegleiter
mit einem unterwegs waren. Vielleicht haben sie einen in persönlichen Krisen
begleitet. Vielleicht waren sie immer dann da, wenn das Gefühl von allein sein
in Einsamkeit überschwappte. Vielleicht sind es jene Menschen, die einfach die
gleiche Sprache sprechen. Mit denen man Geschichten spinnen kann, ohne, dass
man dafür ein Buch aufschlägt und nachliest.
Heute ist ein Sonntag im November.
Vielleicht ist das die Chance, diesen treuen Wegbegleitern einmal zu danken.
Ihnen vielleicht diesen Impuls weiterzuleiten und festzustellen: «Hey, du bist
genau einer dieser Wegbegleiter, die ich wohl manchmal etwas vernachlässige,
weil du einfach zur Routine wurdest. Aber zu einer wunderbaren Routine, weil du
mir Sicherheit gibst im Leben.» Hand aufs Herz: Es sind doch genau diese
Menschen, die uns in den echten Herausforderungen im Leben wirkliche
Hilfestellung geben können – weil sie unsere Geschichte kennen. Weil sie uns
kennen. Und weil sie uns auch mit unseren persönlichen Macken mögen und
annehmen. Wem übermittelst du heute deinen virtuellen Dankesblumenstrauss und
rufst über allenfalls weite Distanzen hinaus: «DANKE»?